Ayham Al Atabeh hat den DAAD-Preis für hervorragende Leistungen ausländischer Studierender erhalten. Der 25-jährige Libanese studiert im 8. Semester Medizintechnik an der Fachhochschule Gießen-Friedberg. Der mit 1000 Euro dotierte Preis wird vom Deutschen Akademischen Austauschdienst an Studierende vergeben, die mit besonderen Studienleistungen und außerordentlichem sozialen oder kulturellen Engagement hervorgetreten sind. Die Urkunde erhielt Al Atabeh vor fast 1500 Besuchern während der Erstsemesterbegrüßung aus den Händen von FH-Präsident Prof. Günther Grabatin in der Giessener Kongresshalle.
Von Spitzenleistungen war Al Atabeh zu Beginn des Studiums weit entfernt: „Nach den ersten zwei Wochen wollte ich packen und nach Hause fahren“, erinnert er sich besonders an eine Statistikvorlesung, in der er rein gar nichts verstanden habe. Mit vielen Schwierigkeiten sei er konfrontiert worden, aber „ich habe mir gesagt: man darf nicht aufgeben. Wer sich Ziele gesetzt hat, muss stark sein.“
Der Student war stark und bald stellten sich die Erfolge ein. „Man konnte leicht bemerken, dass Herr Al Atabeh schwierige Aufgaben als Herausforderung begreift. Er ist sehr ehrgeizig, begabt und fleißig. Dabei aber auch, bedingt durch seine soziale, angenehme Art, sehr beliebt bei seinen Kommilitonen.“, so Prof. Franz Cemic, dem der Preisträger bereits während der physikalischen Grundvorlesung positiv aufgefallen war. Schon im dritten Semester unterstützte der als Tutor seine Mitstudierenden. Darüber hinaus war er Mitglied des Studierendenparlaments und arbeitete im Asta-Kulturreferat mit.
Ayham Al Atabeh engagiert sich auch außerhalb der Hochschule. Seit zwei Jahren hilft er ehrenamtlich in einem Café der Evangelischen Kirche. Dort betreut er Asylsuchende, die in der Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge wohnen. Er springt auch ein, wenn ein arabischsprachiger Dolmetscher gebraucht wird.
Auch hier hört man nur Lob. So heißt es in einem Zeugnis der Evangelischen Kirche: „Herr Al Atabeh ist ein sehr engagierter und zuverlässiger Mitarbeiter. Durch sein Einfühlungsvermögen und sein hohes Maß an interkultureller und kultursensibler Kommunikationsfähigkeit gelingt es ihm, einen Zugang zu den Menschen und ihren oftmals leidvollen Erfahrungen zu bekommen.“
Von seiner Zukunft hat Ayham Al Atabeh klare Vorstellungen: „Bis März muss ich meine Diplomarbeit fertig haben, denn dann ist der Bewerbungsschluss für das Masterstudium.“ Er will auf jeden Fall in Gießen bleiben und Medizinische Physik studieren. Das Fach sei an der FH sehr gut entwickelt. Dessen Geschäftsführer Prof. Klemens Zink betreut bereits seine Diplomarbeit. Und als weiteren Qualifikationsschritt plant Al Atabeh seine Promotion.
Nur zweimal während der fast fünf Jahre in Gießen konnte der angehende Diplom-Ingenieur seine Familie im libanesischen Bekaa besuchen. Er habe immer wenig Zeit gehabt, da er sein komplettes Studium selbst finanzieren musste. 15 bis 20 Stunden jobbte er regelmäßig pro Woche. Das Preisgeld von 1000 Euro, das er mit seiner Auszeichnung erhält, hilft ihm, den Lebensunterhalt während der Diplomarbeit zu bestreiten.